Gute Absichten reichen nicht – strukturelle Ungerechtigkeiten beseitigen!

Bei der Gleichstellung von Frauen hinkt Deutschland im europäischen Vergleich gewaltig hinterher. Das ist das deprimierende Fazit des EU Gender Equality Reports. Dabei scheinen Wohlstand und Gleichstellung der Geschlechter positiv zusammenzuhängen. Trotz eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen und dem stärksten sozialen Sicherungssystem der EU haben wir ein erschreckend hohes Armutsrisiko für Frauen. Im Vergleich zu den nordischen Ländern oder Frankreich schneiden wir hier miserabel ab. Dabei weist viel darauf hin, dass wir unseren Wohlstand mit einer besseren Gleichstellung noch erhöhen könnten.

Ralf Stegner
Bild: Olaf Bathke

Wir müssen die strukturellen Ungerechtigkeiten endlich beseitigen. Gute Absichten bringen uns nur bis zu einem bestimmten Punkt. Bei den Löhnen ist der Gender Pay Gap in Deutschland einer der höchsten in Europa. Das Entgelttransparenzgesetz von Manuela Schwesig ist ein wichtiger Schritt zu mehr Lohngerechtigkeit. Niedrigere Löhne und kürzere Arbeitszeiten, eine schlechtere Absicherung und ein Steuersystem, in dem Frauen durch Regelungen wie das Ehegattensplitting mehr Einkommenssteuer zahlen als Männer – es gibt vielfältige Gründe dafür, dass Frauen deutlich weniger Geld in der Tasche haben. Für verheiratete Frauen kann das zu einem bis zu 40 Prozent niedrigeren Einkommen führen.

Bei diesen Zahlen verwundert es wenig, dass Frauen ein deutlich höheres Armutsrisiko haben – zumal alleinerziehende Mütter in fast jedem dritten Fall von Armut bedroht sind. Dieser Zustand und die schleppenden Verbesserungen sind empörend!

Frauen und Männer sind gleichberechtigt. So steht es seit 70 Jahren im Grundgesetz. Die Realität ist aber eine andere! Wir werden weiter für deutliche Verbesserungen kämpfen!