Bürgermeister Heuer hat Recht

Bereits im April wandte sich der Lauenburger Bürgermeister Harald Heuer mit einem Brief an die Fraktionsvorsitzenden im Landtag. Er beschwerte sich über die geplante Änderung am Schulgesetz und forderte das Festhalten an G8 und den Gemeinschaftsschulen.

Bereits im April wandte sich der Lauenburger Bürgermeister Harald Heuer mit einem Brief an die Fraktionsvorsitzenden im Landtag. Er beschwerte sich über die geplante Änderung am Schulgesetz und forderte das Festhalten an G8 und den Gemeinschaftsschulen.

Herr Heuer schrieb:

"[..] Es drängt sich die Befürchtung auf, die neuen Schulen sind für die Reste da, die Guten besuchen das Gymnasium auf – das nimmt alle Schüler auf, die es aufnehmen darf (also alle Gym und RS-Empfohlenen), und die Gemeinschaftsschule bekommen den Rest. Das darf nicht geschehen. Wir müssen uns dafür stark machen, dass ein Ausbluten der Gemeinschaftsschulen verhindert wird. [..]"

Ich habe die große Befürchtung, dass die gesetzgeberischen Absichten und das Verwaltungshandeln der Regierungskoalition und des Bildungsministers genau dies beabsichtigen. Sie wissen, dass wir eine Lösung bevorzugt hätten, die das schleswig-holsteinische Schulsystem dahingehend vereinfacht, dass wir nur zwei Schulen für die Sekundarstufe haben, nämlich das Gymnasium, das nach acht Jahren zum Abitur führt, und die Gemeinschaftsschule, in der die Schülerinnen und Schüler gegebenenfalls nach neun Jahren das Abitur ablegen. Die CDU hat in der Großen Koalition mit uns die Regionalschule als dritte Sekundarschule durchgesetzt, sieht sich nun aber damit konfrontiert, dass auf kommunaler Ebene sehr viel mehr Entscheidungen zugunsten der Gemeinschaftsschule als zugunsten der Regionalschule gefällt wurden.

Der bisher vorliegende Referentenentwurf für ein neues Schulgesetz beabsichtigt offensichtlich, durch Wiedereinführung von möglichst viel äußerer Differenzierung in der Gemeinschaftsschule diese zu einer Art Kooperativer Gesamtschule zu reduzieren.

Demselben Ziel dient das Gezerre um den Pflichtstundenerlass, dessen Neufassung im Nachrichtenblatt des Bildungsministeriums vom 30.03.2010 veröffentlicht, aber bereits einen Tag später wieder eingesammelt wurde, weil er mit den Grundsatzüberlegungen der Haushaltsstrukturkommission der Regierungskoalition nicht vereinbar war. Gegenüber dem zurückgezogenen Erlass, der für Lehrerinnen und Lehrer an Gemeinschafts- und Regionalschulen 26 Stunden vorsah, sollen sie nun 27 Stunden unterrichten. Die Gymnasiallehrer sollen demgegenüber mit 25,5 Stunden deutlich bessergestellt werden. Dies dient ohne jeden Zweifel dem Ziel, die Arbeit an den Gemeinschaftsschulen so unattraktiv wie nur irgend möglich zu machen und die Lehrerkollegien zu spalten.

Herr Minister Dr. Klug hat wiederholt deutlich gemacht, dass die Gymnasien bei ihm uneingeschränkte Priorität genießen. Wir treten demgegenüber dafür ein, das Schulsystem insgesamt weiterzuentwickeln und bei der Festsetzung von Arbeitszeiten besonders zu berücksichtigen, welche pädagogischen Herausforderungen auf die Lehrerinnen und Lehrer warten.

Nach aller Erfahrung ist der Umgang mit Kindern und Jugendlichen an Gymnasien weit weniger fordernd als der mit Schülerinnen und Schülern des Hauptschulzweiges.

Wogegen wir uns insbesondere wenden, ist die Absicht, Stellen aus anderen Schularten allein zu dem Zweck an die Gymnasien abzuziehen, um dort – möglichst an ein und derselben Schule – die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 einzuräumen. Das ist eine nicht zu verantwortende Ressourcenverschwendung.

Unsere Antwort auf die entstandenen Überlastungen durch die Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur ist eine systematische Entlastung der Schülerinnen und Schüler durch vertretbare Reduzierungen in den Lehrplänen.

Ich hoffe sehr, dass die vielen Bürgerinnen und Bürger im Land, die ungeachtet ihrer parteipolitischen Orientierung mit der Bildungspolitik der neuen Landesregierung nicht einverstanden sind, ihren Unmut entsprechend artikulieren und so Einfluss auf die im Sommer anstehende parlamentarische Beratung nehmen.

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