Am Wochenende fand in Berlin das Politcamp09 statt. Das Politcamp ist eine etwas andere Konferenz zum Thema „Politik im Internet“: Statt vorher Referenten und Vorträge festzulegen, bereiten die Teilnehmer selbst „Sessions“ vor oder organisieren sie spontan.
Bereits im Vorfeld konnten
die Teilnehmer ihre Wünsche für Sessions auf der Homepage des Politcamps
einstellen – so kam dann auch meine Session zustande: Die Teilnehmerin Anne
Wangrin von weltretter.org
wünschte sich ein Gespräch zum Thema "Aus
dem Alltag eines Politikers".
Bei fast allen Fragen aus dem Publikum ging es dann auch darum, wie
Bürger oder NGOs am Besten mit Politikern in Kontakt kommen können. Für
mich selbst ist der persönliche Kontakt sehr wichtig; in meiner
Bürgersprechstunde oder bei Haustürgesprächen können Probleme konkret und
unmittelbar angesprochen werden. Wenn ich nicht unmittelbar Lösungen
entwickeln kann, um den Menschen weiterzuhelfen, kann ich zumindest an
einen anderen Ansprechpartner verweisen. Die neuen Medien wie Twitter,
Facebook, etc. bieten inzwischen auch die Möglichkeit zum Kontakt – vor
allem aber kann man schnell viele Menschen für ein Thema mobilisieren und
auch sensibilisieren.
Wie ich schon vorher per Twitter-Reportage vom Politcamp erfahren habe,
geht es immer wieder um den Unterschied zwischen Persönlichem und Privatem
bei twitternden Politikern – so wurde ich auch verstärkt zu diesem Thema
befragt.
Während meines Studiums habe ich mich schon mit der Vermarktung des
Privaten im amerikanischen Wahlkampf beschäftigt. Diese Erfahrungen ließen
mich die Entscheidung fällen, mein Privatleben fast und meine Familie zur
Gänze aus meiner öffentlichen Tätigkeit herauszuhalten – andere sind da
nicht so zimperlich, Stichwort „neue Freundin via Boulevard-Zeitung
gesucht“. Immer aber lässt sich diese Grenze nicht so strikt wie geplant
ziehen – die Menschen müssen ja auch erkennen können, warum ich bestimmte
Standpunkte vertrete. Für die kostenfreie Bildung für alle trete ich
beispielsweise auch aus persönlichen Gründen ein.
Natürlich wurde auch gefragt, ob ich nach meiner Wahl zum
Ministerpräsidenten auch noch twittern würde, oder ob das nur
Wahlkampfgeklapper sei. In diesem Zusammenhang wurde mir übrigens kürzlich
von konservativer Seite zu erkennen gegeben, dass Twittern in meiner
Position "unseriös" wäre. Mir macht twittern Spaß, es ist ein guter,
einfacher und zeitlich unaufwendiger Weg mit engagierten und jungen
Menschen in Kontakt zu kommen. Letztlich ist nicht Twitter unseriös,
sondern das, was manche twittern. Hier unterscheidet sich Twitter nicht im
Geringsten von anderen Medien. Schleswig-Holstein wird sich sicher an eine
neue Art Ministerpräsidenten gewöhnen – Einen der auch twittert.
Im bunten Programm
des Politcamps gab es Vorträge zu "ePartizipation", also der Teilhabe
der Bürger per Internet, oder "Fundraising im Internet". Ich konnte leider
erst am Sonntagnachmittag dabei sein, als schon einige der 600 Teilnehmer
wieder auf dem Heimweg und viele Beiträge schon gelaufen waren. Es war
aber spannend, die Menschen hinter den vielen Twitternamen kennen zu
lernen. Ich hatte mir viele "technischer" vorgestellt und traf stattdessen
auf politische junge Menschen jeglicher Couleur.
Ich hoffe, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Politcamp so
interessant fanden wie ich und freue mich auf eine Wiederholung im
nächsten Jahr.